Zum Ankauf von Biowertpunkten aus der Wetterau (siehe Offenbach Post vom 23.07.) als Ausgleichsmaßnahme für das Baugebiet Westring äußert sich unser Mitglied Horst Gruber heute per Leserbrief in der Offenbach Post.
Das Thema betrifft uns in der Altstadt direkt und wir werden es auf unseren nächsten Versammlungen sicher noch diskutieren, Wir freuen und daher, auch hier den Text noch einmal veröffentlichen zu können:
Der Magistrat ist mit dem Bürgermeister der Ansicht, mit dem Kauf von Biowertpunkten im Wert von 500.000 Euro für die Bürger Seligenstadts ein Schnäppchen eingehandelt zu haben. Ein weiterer Vorteil: Wir sorgen für besseres Klima in der Wetterau. Bei freien Ökopunkten soll sogar ein Sondervorteil herausspringen.
Die Nachteile wiegen für mich dagegen viel schwerer: Ein großes Frischluftentstehungsgebiet, das für alle Bewohner, besonders die der Kernstadt, von überragender Bedeutung ist, geht verloren, und das im Angesicht der Klimaproblematik.
Müssen wir Bürger von den Mitgliedern des Magistrats und des Parlaments nicht vielmehr erwarten, dass sie sich die Situation in der eng bebauten Kernstadt zumindest vorstellen? Die meisten leben am Rand der Stadt mit Garten und viel Raum und erleben dieses Thema noch nicht am eigenen Leib.
Stattdessen wird in der Kernstadt munter weiter verdichtet, was das Zeug hält. Auch die Frischluftschneise Jahnsportplatz soll diesem Streben zum Opfer fallen. Und draußen wird das Klima der Kernstadt regelrecht verkauft. Geht’s noch perverser?
Die Entnahme eines Großteils von bestem Ackerboden kommt den örtlichen Bauern abhanden mit betriebsgefährdenden Situationen. Gerade in der Coronazeit wird uns doch noch bewusster, dass wir in Sachen Selbstversorgung in Deutschland nicht besonders gut aufgestellt sind. Und das nicht nur bezüglich der Ausrüstung mit Schutzartikeln, sondern auch ganz gravierend auf dem Ernährungssektor. Am Anstieg der Preise von Obst und Gemüse ist feststellbar, was wir noch in Deutschland produzieren. Ohne das Ausland müssten wir bald verhungern. Statt dem entgegenzuwirken, versiegeln wir die Böden mit Beton und Asphalt. Regenwasser kommt nicht in den Boden, es wird „entsorgt“, nach uns die Sintflut.
Ich vermisse den öffentlichen Aufschrei des mündigen Bürgers und der Naturschutzverbände. Kritische Standpunkte von den Stadtverordneten gibt es ja, leider nicht schriftlich und auch nicht hörbar.
Horst Gruber